3.1.2 Gottfried Benn
Ein wesentlicher Vorwurf, den Rainer Maria Gerhardt der deutschen Nachkriegsliteratur
machte, war, daß sie den Anschluß an die Literatur des eigenen
Landes verpaßt hatte:
Die erfahrungen der zwanzigerjahre, besonders die erfahrungen der zwanzigerjahre
innerhalb der neuen deutschen dichtung, wurden im raum der deutschen sprache
nicht ganz ausgewertet, ja, man kann zweifeln, ob sie überhaupt verwertet
wurden. 1)
Hier nun sah er den Punkt, an dem er anknüpfen konnte und mußte
mit seinen poetischen Versuchen. Und er sucht die Verbindung mit dem »großen
dichtert nicht zustande, da Pound diesen als Vorwortschreiber ablehnt.
Eine zweite Bitte ...betrifft folgendes: herr Pound hat vermittelt, dass Mr. Cole die
europa-redaktion von IMAGI mir übertrug. IMAGI ist eine zeitschrift
für moderne dichtung, die im anglo-amerikanischen raum einen ausgezeichneten
ruf besitzt. Aber ich bin überzeugt, dass Sie dies längst wissen.
Imagi bereitet eine nummer vor, in der die wichtigsten bekannten und unbekannten
dichter der ganzen welt gesammelt sein sollen. Bis jetzt liegen neuentdeckungen
aus Indien, Japan, Südamerika, Frankreich, Italien vor. Die grossen
lebenden dichter sind selbstverständlich eingeschlossen. Für
den deutschen teil habe ich gedacht, an jungen nachwuchsleuten Eschmann,
Bremer, Eich einzuladen. Von grossen dichtern steht uns nur einer zur verfügung
und dieser eine sind Sie, herr Dr. Benn. Ich würde sie nun herzlich
bitten, etwas unveröffentlichtes d.h. gedichte, mir für diese
nummer für IMAGI zu überlassen.
Wir hoffen, dass Sie die freundlichkeit besitzen und uns behilflich
sind, auch mit der überlassung von gedichten, und zeichnen mit besonderer
hochachtung 2)
Benn kannte die 'fragmente. blätter für freunde' durch Vermittlung
des Freiburger Buchhändlers Fritz Werner, mit dem er bereits lange
Jahre hindurch Briefkontakt pflegte. Er schien diese hektographierten Blätter
zu schätzen und machte auch andere Freunde und Bekannte auf sie aufmerksam. 3)
So zitiert er in einem Brief vom 17./18.7.1950 an F. W. Oelze einen Text
Gerhardts, der sich auf einem hektographierten Programmblatt der 'gruppe
der fragmente' befand, das er Anfang Juli 1950 erhalten hatte: »keinen
ufern gewidtmet, keinen seiten anvertraut, / die reine lockung des liedes...
/ andere rauben in den tempeln das gemalte horn der altäre...«
Gerhardt konnte also durchaus darauf hoffen, Benn als Mitarbeiter für
die neue Folge der fragmente zu gewinnen. Am 20. 9. 1950 schrieb er ihm
(u.a.):»
Die "fragmente" gehen in ihrer bisherigen form ein. Nachdem mir Mr.
Pound seinen gesamten fundus zur verfügung stellte (er übertrug
mir alle rechte für gedrucktes wie für unveröffentlichtes
material -für die deutsche sprache-) ausserdem noch eine ganze anzahl
dichter das unternehmen unterstützen, wollen wir mit dem 1.1.1951
die "fragmente" als monatsschrift (48 seiten) erscheinen lassen. Es wäre
die einzige zeitschrift der moderne in deutscher sprache. Aimee Cesaire,
Henry Miller, Ezra Pound, Charles Olson, Morse, Vicari, Montanelli, Perse,
W.C.Williams, Katue, eine grosse anzahl anderer fast unbekannter bedeutender
junger dichter werden mitveröffentlichen.
So möchte ich Sie bitten, ob Sie uns die von Ihnen erwähnten
gedichte vielleicht für das erste und ein späteres heft der "fragmente"
zur verfügung stellen würden? Wir wären über alles
glücklich, vielleicht dürften wir gelegentlich mit einem essay
von Ihnen rechnen? Dies ist nun gleich eine ganz unverschämte litanei.
Aber wir hoffen, dass es uns mit der zeitschrift möglich ist, in kleinem
kreis eine wirkung zu erzielen. Ursprünglich wollten wir den titel
"EXIL" für unsere blätter, dann war uns dieser titel zu anspruchsvoll,
wenn wir auch glauben, dass die einzig mögliche und die tatsächliche
situation des dichters das exil auch innerhalb seines sprachgebiets ist,
innerhalb seines landes. die "waste lands" haben sich ins unendliche erweitert,
und die grossen landschaften haben sich entleert, es scheint eine zeit
zu sein, die ihre totengesänge beginnt in der rytmischen bewegung
ihrer körper, alte mönche auf den bergen tibets, gebetsmühlen
(wir), nicht mit gebeten doch mit sinnlosen rytmen bewegt, mit hieroglyphen
unbekannter und doch scheinbar bekannter bedeutung. Der einzige halt rytmus
und klang, die einzige realität die bewegung der sprache.
Mit besten grüssen
Ihr sehr ergebener 5)
Beachtenswert ist der Wechsel des Tons im Verlauf dieses Schreibens.
Zuerst werden die anstehenden Fragen in einem fast geschäftsmäßigen
Ton erledigt, in dem Moment aber, in dem sich der Schreiber Zukunftsphantasien
hingibt, die sein Konzept betreffen, entfernt er sich mehr und mehr von
der Wirklichkeit und landet schließlich in Tibet. Diese Bemerkung
scheint etwas abschätzig zu klingen, aber für mich deutet sich
bereits hier, zum zeitlichen Beginn des Fragmente-Projektes, eine Schwierigkeit
an, die Gerhardt schließlich zum Scheitern führte: Seine Ziele
waren so hoch gesteckt, daß der realistische immer mehr dem 'nur'
literarischen Blick auf die Welt wich.
Der nächste Brief vom 22.10.1950 wirkt kühler, distanzierter
und fordernder:
Ich wäre Ihnen nun sehr verbunden, wenn Sie mir das eine oder andere
in den nächsten tagen zukommen lassen könnten, damit ich nicht
mit der zeit in konfusion komme. Entschuldigen Sie bitte mein drängen,
aber es wäre doch sehr schön, wenn in diesem heft von IMAGI eine
kleine deutsche anthologie erscheinen könnte. Und ohne Sie ist das
eine unmöglichkeit. 6)
Nach dieser Aussage eines Bewunderers, die Benn ohne Zweifel geschmeichelt
haben muß nach der langen Zeit der Isolation, folgt wiederum eine
Aufforderung zur Mitarbeit an der neuen Folge der fragmente: »Wir
hoffen, dass dieses unternehmen Ihre zustimmung findet und würden
uns freuen, wenn Sie uns und unserem bestreben zugeneigt wären. Doch
in dieser beziehung möchte ich auf meinen letzten brief zurückgreifen.«
Einige Zeit später erhält Gerhardt ein Angebot, das ihn sicher
überrascht haben wird: »Ich habe einige Gedichte in dem von
Ihnen entwickelten Stil geschrieben. Wenn Sie daran interessiert sind,
aus ihnen ein kleines Bändchen zu machen, würde es mich sehr
freuen.« Es handelt sich um den Gedichtband Fragmente. Neue Gedichte,
der dann doch 1951 im Limes Verlag, Wiesbaden erschien. Welch einen Eindruck
dieses Angebot des Klassikers des Expressionismus auf den jungen Dichter
und Verleger gemacht hat, vermag man sich unschwer vorzustellen.
Aus der Wendung »in dem von Ihnen entwickelten Stileitern zu liegen:
Diese vielleicht etwas leichtfertige Äußerung Benns kann durchaus
in der Lage gewesen sein, den Blick eines jungen, unerfahrenen Verlegers
für die Realitäten zu trüben.
Hinzu kommt noch ein zwar verschlüsseltes, doch leicht zu entzifferndes
Lob in Benns Autobiographie Doppelleben. Gegen Ende gibt er einen Ausblick
auf den 'Stil der Zukunft'. Wegmarken für diese Richtung sind für
ihn die »Namen: Perse, Auden, Comte de Lautréaumont, Palinurus,
Langston Hughes, Henri Miller, Elio Vittorini, Majakowski (ohne Bolschewismus),
einige junge Deutsche aus dem Freiburger Kreis.« Daß sich
Gerhardt mit dieser Äußerung angesprochen fühlte, kann
niemanden verwundern.
Doch die äußerst wohlwollende Haltung Benns ändert
sich schlagartig nach Erscheinen des ersten Heftes der neuen Folge der
fragmente.
Bereits nach den ersten Sätzen der Rezension von Ausdruckswelt
und Doppelleben ist zu erkennen, daß es die Prosa ist, die Gerhardt
fasziniert. Eine fast absolute Identifizierung ist zu konstatieren:
Es braucht nicht wiederholt zu werden, was Benn sagt. Es muss gesagt
werden, dass es keine andere stelle gibt, wo europa, das ganze grosse und
bittere europa, so an der oberfläche einer prosa liegt. Die neue welt
ist identisch mit der von Benn demonstrierten ausdruckswelt, die einzige
realität des dichters ist die realität des gedichts, der einzige
wille da zu sein der wille zum gedicht, die einzige ordnung die ordnung
des gedichts. Vom begriff der ausdruckswelt her verändert sich das
bild der abendländischen und der anderen dichtung und schon von hier
aus zeigt sich, dass der vers der Sappho, des Catullus, der toskanischen
und provenzalischen dichter, des Villon, eine andere bedeutung gewinnt. 10)
Mit Pound und Benn und (bedingt) Curtius entwickelt hier ein junger
Dichter seine Vorstellung von Poesie und Tradition. Die Radikalität
des Vorgehens und der Ortsbestimmung werden überdeutlich: »die
einzige realität des dichters ist die realität des gedichts«
Benns 'Ausdruckswelt' ist Gerhardts 'Ausdruckswelt':
Benn umkreist die welt der moderne: bewusstsein und wissen, Osterinsel
und Eleusische Mysterien, Heraklit und Nietzsche, der rahmen für neue
dichtung. Es ist zu empfehlen, das werk zu studieren, es gibt eine ahnung
von der grösse und schwierigkeit des problems. 11)
Interessanterweise geht Gerhardt in seiner Besprechung von Doppelleben
vor allem auf das von Benn so überschriebene Kapitel Stil der Zukunft
ein. Es wäre eine Unterstellung, zu behaupten, dies geschähe
aufgrund der lobenden Erwähnung (s.o.).
Benns Doppelleben findet nicht unser interesse, weil ein mehr oder weniger
interessanter lebenslauf und eine mehr oder weniger interessante geistige
entwicklung in ihm enthalten sind, sondern weil gegen ende des buches eine
der besten untersuchungen über den stil der modernen dichtung zu finden
ist, die in deutscher sprache erschien. 12)
Auch hier ist das vorherrschende Interesse, das Interesse an der Technik,
das Interesse am 'Machen' des Gedichts. Es ist der von Benn so beschriebene
und bezeichnete Montagestil, der Gerhardts höchste Aufmerksamkeit
erregt. Hier sieht er die Möglichkeit, Tradition und modernes Bewußtsein
zu vereinen. Aber nicht nur die Verbindung von glaubhafter und überzeugender
Restauration der Überlieferung mit den neuen und neuesten Bestrebungen
im Bereich der Dichtung ist es, was ihn interessiert. Die neue Literatur
muß für ihn Beziehungen knüpfen zu den anderen Künsten,
zu Musik und Malerei (vgl. 3.1.2). Dies ist ein sehr hoher Anspruch an
die Literatur und bedeutet keinesfalls Beliebigkeit der Mittel, sondern
äußerste Konzentration und Verstärkung der Bemühungen.
Montagestil bedeutet nicht formauflösung, sondern steigerung und
äusserste disziplinierung der form. Es gibt keinen schwierigeren vers,
als den von der stütze des metrum befreiten. Es gibt kein schwierigeres
gedicht als das von der stütze eines gewissen schemas befreite, montagestil
ist nicht der ausweg in einen mehr oder weniger zu kontrollierenden freien
rytmus, der freie rytmus erscheint uns als jugendstil, wenn wir die mathematischen
kompositionen und konstruktionen von bild- und lautbeziehungen betrachten.
Die verbindung zur musikalischen technik ist in dieser technik hergestellt.
Der technik der malerei wird nicht mehr nachgestanden. 13)
Doch nicht nur die beiden Prosawerke Benns werden von Gerhardt in seiner
rundschau der fragmente rezensiert, auch zwei Gedichtbände: Statische
Gedichte und Trunkene Flut. Und hier komm er zu einem ganz anderen Ergebnis:
Die bestechende form wird erreicht durch die bevorzugung des entlegenen
fremdwortes, durch die stark substantivistische zeile. Der vers wird durch
die anhäufung der substantiva hochgeschraubt, er wird strapaziert,
und rollt in einer kaskade von schönen begriffen und klängen
vor uns ab. Die sprache erhält nicht den raum, sie selbst zu sein,
sie wird eingeengt und mit exotischen glanzlichtern versehen. Der vers
ist keine weiterentwicklung und bringt innerhalb von dichtung nichts neues.
Es sind schöne gedichte. Aber schöne gedichte haben für
uns keine bedeutung. Sie genügen nicht. Vielen ist es möglich,
schöne gedichte zu schreiben, es kommt auf die wesentlichen gedichte
an. 14)
Das sind wahrlich starke Worte, die auch einen erfahrenen und mit den
Dingen des Lebens bekannten Mann erschüttern können. Es ist für
jeden Menschen, nicht nur für Gottfried Benn schmerzlich, auf diese
Weise zuerst gelobt und dann mit einem vielleicht etwas zynischem Lächeln
beiseite geschoben zu werden.
Gerhardt setzt dem Benn'schen Sentiment die eigene rigorose und absolute
Auffassung von der Bestimmung des Dichters entgegen: »Moderne dichtung
ist nur möglich, wenn jeder moderne dichter bereit ist, jederzeit
bis zum äussersten zu gehen.« Diese Unbedingtheit und Radikalität,
die auch Benn für sich in Anspruch nimmt, wird ihm abgesprochen. Doch
in Ernst Robert Curtius findet Gottfried Benn einen Verteidiger seiner
Dichtkunst:
Benns Gedichte sind mehr als schön, sie sind mächtig - und
darum wesentlich, auch wenn sie "überkommene Zeilen- und Versform"
benutzen. Der Dichter unserer Zeit darf sich aller Techniken bedienen,
die wirksame Ausdrucksmittel für ihn sind. Benn ist wie einige andere
Mitlebende noch im 19. Jahrhundert geboren. Auch Picasso. Und Picasso hat,
wenn es ihm gefiel, an den Linearstil von Ingres angeknüpft. 16)
Doch so richtig freuen kann sich Benn nicht über diese Verteidigung,
und so schreibt er in einem Brief vom 1. 8. 1951 an Curtius:
Dann bedanke ich mich für die Seite in der 'Tat'. Ich bin verblüfft,
Sie darin als Empfehler der avantgardistischen Poetik zu sehen und ich
finde es reizend von Ihnen, mich gegen Herrn Gerhardt in Schutz nehmen
zu wollen. Aber Herr G. ist niemand, mit dem ich mich messen möchte.
Er schrieb mir im letzten Jahr mehrere äußerst unentwickelte
Briefe, auf die ich nicht antwortete, und er sandte mir dies Heft der Fragmente
mit der überaus törichten Inschrift zu: 'hoffentlich sind Sie
mir nicht allzu böse' --, nein ich bin ihm nicht böse, nur fürchte
ich, daß er nicht weit kommt. 17)
Im weiteren Verlauf des Briefes bittet er Curtius um Kritik an seinem
Marburger Vortrag 'Probleme der Lyrik'. In diesem Vortrag wird auch Rainer
M. Gerhardt und seine Arbeit, zwar nicht namentlich, aber für den
Kenner doch unzweifelhaft erkennbar, genannt.
In der allerletzten Zeit stößt man bei uns auf verlegerische
und redaktionelle Versuche, eine Art Neutönerei in der Lyrik durchzusetzen,
ein Art rezidivierenden Dadaismus, bei dem in einem Gedicht etwa sechzehnmal
das Wort »wirksamethode von August Stramm und dem Sturmkreis oder
wie eine Repetition der Merz-Gedichte von Schwitters (»Anna, Du bist
von vorne wie von hinten«).
Ein Jahr nach dem Marburger Vortrag geht Gerhardt noch einen Schritt
weiter. Die Abrechnung mit seinem literarischen 'Vater' Gottfried Benn
wird radikalisiert und auf die Spitze getrieben. Die Inhalte der Benn'schen
Lyrik werden nicht nur der Lächerlichkeit preisgegeben, sie werden
vernichtet. Der Ton ist radikal und unversöhnlich. Der Sohn hat den
Vater hinter sich gelassen und ist 'zu neuen Ufern' vorgestoßen.
Der Mensch ist nach ihm in die Welt geworfen, er bewegt sich in dieser
Welt als Einzelner und isoliert, er hat seine Sensationen vorwiegend ästhetischer
oder sexueller Art. Er hat seine Räusche, seine Zustände, seine
Stimmungen, seine lyrischen und seine barbarischen. Aber das sind alles
Halbdiagnosen, Halbheiten. Angeblich ist es ein Mensch, der keine Sentimentalitäten
mehr besitzt, sie [sic!] soll geklärt, chemisch gereinigt sein, er
habe nur seine grosstädtische Härte und seine Verlorenheit. Das
Zoon Politikon ist ein Unikum für ihn und wenn er einem anderen gegenübersteht,
hat er nichts im Schädel, als ihn auf seine Anatomie hin zu untersuchen.
Für ihn ist Gerippe alles, und das einzig Wesentliche, neben dem kleinen
Rausch Freitag Abend, und ab und zu der Ampulle oder dem Zäpfchen,
den mehr oder weniger Mädchen, nur diese kleinen lyrischen Ejakulationen,
die man etwas päderastisch über sein Papier giesst. Selbstbeschleimung
ist Trumpf. Dort, wo ihn die Rührung ankommt, dort hat er seine Welt.
Er findet sie dann irgendwo in Griechenland, mit Zedern oder Zypressen,
so echt Böcklin und Möbel mit gedrehten Knöpfen, und alles
ist sehr traurig und stimmungsvoll, oder Tristan, zweiter Akt, sie wissen,
und dann all diese schönen Gesten, sie denken an die Duse und d'Annunzio... 19)
Wie schon gesagt, intendiert Gerhardt die Einbeziehung aller Künste
in die von ihm angestrebte neue Literatur, und so erscheint es nur konsequent,
wenn er sich sowohl den praktischen wie theoretischen Bemühungen von
Musikern und Malern zuwendet, um von ihnen lernen zu können. Neben
Max Ernst und Hans Arp ist es vor allem Paul Klee, der ihn interessiert.
Anmerkungen:
1) Gerhardt, a.a.O., Seite 1.
2) Stefan Hyner & Helmut Salzinger (Hrsg.): Leben wir eben ein
wenig weiter. Über das Nachleben des Dichters Rainer Maria Gerhardt,
Odisheim 1988, Teil I, Seite 49-50.
3) Zu dem bereits erwähnten Artikel von Peter Härtling schrieb
Fritz Werner einen Leserbrief, der auf einige unbekannte Tatsachen aufmerksam
machte: »(...) Aber schon Jahre früher hatte ich die kleinen,
von Matrizen abgezogenen ersten Heftchen der Fragmente an Gottfried Benn
gesandt, der mir am 4. 9. 1949 dazu schrieb: "Nehmen Sie heute nur einen
kurzen Gruß. In der Hauptsache, um Ihnen zu sagen, daß mich
die Gedichte des Freiburger Kreises ungemein interessiert haben, ich empfinde
in ihnen etwas ganz Modernes. Werde vielleicht Gelegenheit finden, dem
demnächst öffentlich Ausdruck zu geben. Bitte bestellen Sie das
den Unternehmern und Dichtern."(...)« In: Die Welt der Lite_ratur,
Hamburg, vom 3. 12. 1965.»
4) Gottfried Benn: Briefe an F.W.Oelze, Wiesbaden 1980, Seite 51.
5) Hyner/Salzinger, a.a.O, Seite 51-52.
6) A.a.O., Seite 53.
7) Ebda.
8) Zitiert nach: Helmut Salzinger / Stefan Hyner: Der Dichter als Privatbesitz
oder The Beat Goes On, in: ulcus molle info, Bottrop 1988, Heft 7-9, Seite
74.
9) Gottfried Benn: Gesammelte Werke in der Fassung der Erstdrucke:
Prosa und Autobiographie, Frankfurt/M 1984 (= Fischer TB 5232), Seite 472.
10) Gerhardt, Rundschau, a.a.O., Seite 4-5.
11) A.a.O., Seite 5.
12) Ebda.
13) Ebda.
14) A.a.O., Seite 7.
15) Ebda.
16) Curtius, Fragmente, a.a.O. - Bereits im Jahre 1949 versuchte Curtius
Benn zu 'trösten' und gegen Angriffe der deutschen Kritik zu verteidigen:
»Die Verdummung in D'land ist unglaublich. Die Germanisten erklären
achselzuckend zu Ihren neuen Büchern, das sei ja alles schon da gewesen:
Expressionismus von 1920. Aber ich kenne doch einige junge Leute, die einsehen,
daß vor Ihrer Prosa alles verblaßt, was in den letzten 30 Jahren
berühmt war. Das werde ich auch den Amerikanern *) sagen, wenn ich
gefragt werde. (...) Ich warte begierig auf Ihre nächsten Publikationen.pen,
Col., um über Goethe zu reden; anschließend in Princeton (ohne
Vorträge). - Zitat aus: Gottfried Benn: Lyrik und Prosa - Briefe und
Dokumente. Eine Auswahl, hrsg. von Max Niedermayer, o.O., o.J. (Bertelsmann
Lesering), Seite 185 - Dort auch Briefe von Curtius an Benn vom 6.9.48
- 18.9.48 - 27.5.49 - 11.6.49 - 18.12.50 : In allen Briefen findet sich
eine mehr oder weniger bewundernde Haltung, die aber doch in einzelnen
kleinen Wendungen seltsam distanziert bleibt (s.o. Beispiel).
17) Gottfried Benn: Ausgewählte Briefe, Wiesbaden 1957, Seite
217-218.
18) Gottfried Benn: Probleme der Lyrik, in: Gesammelte Werke in der
Fassung der Erstdrucke: Essays und Redem, Frankfurt/M 1989 (= Fischer TB
5233), Seite 509. - Es ist dies nicht nur eine Polemik gegen das erste
Heft der neuen Folge der fragmente und das darin enthaltene Gedicht poesie
pour pouvoir von Henri Michaux und die übertragungen primitiver dichtung
von Ilse Schneider-Lengyel, sondern auch ein Hieb gegen Ernst Robert Curtius,
der in seiner Rezension (s.o.) geschrieben hatte: »An Dichtern ist
noch der Belgier Henri Michaux (geb. 1899) vertreten, für den Gide
sich lebhaft eingesetzt hat. Die hier von ihm übersetzten Stücke
sind das Stärkste, was ich von ihm kenne, auch psychologisch aufschlußreich:
magische Incantationen mit dem Schluß:
»WIRKSAM
wirksam ist mein Handeln.«
19) Rainer M. Gerhardt, Die Maer von der musa nihilistica, Frankfurt/M,
Hessischer Rundfunk, Abendstudio, November 1952, Typoskript, Seite 16.
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